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Die Lehre aus der Lehre

Wenn Architekturstudent*innen Gebäude analysieren, lernen nicht nur sie etwas über die Grundprinzipien von Architekturgeschichte, Entwurf und Konstruktion. Sondern auch wir Dozenten und Gastkritiker – vielleicht sogar noch etwas mehr.

Seit zwei Jahren untersucht Prof. Franz Graf an der EPF Lausanne mit den Studierenden das Werk des Architekten-Ehepaars Heidi und Peter Wenger. Beide diplomierten 1945 an der ETH Zürich bei Hans Hoffmann und führten ab den 1960er-Jahren ihr Architekturbüro in Brig. Ungewohnt für ihren Wohn- und Arbeitsort strebten sie nach einer neuen und weltoffenen Architektur. Mit ihren Entwürfen sprengten sie die gerade erst gefestigte Idee der «Schweizer Kiste» und entwickelten offene Raumkonstrukte, basierend auf Überlagerungen von geometrischen Grundformen und platonischen Körpern.

Anstiftung zum Entdecken

Die Arbeit der Student*innen lässt uns ein bisher eher unbekanntes Werk entdecken, welches auch im Sinne einer zukünftigen Inventarisierung Beachtung verdient: Sei es die Postgarage in Brig mit ihrem weit gespannten Dach aus vorgespannten Z-Trägern – oder das Ferienhaus Ryffel in Ernen, dessen filigrane Holzkonstruktion sich an ein asiatisches Raumkonzept anlehnt.

Ihr letztes grosses Gebäude haben die Architekten im Kanton Bern errichtet: das CIP in Tramelan. Dessen Grundriss zeichneten sie auf einem verdrehten Quadratraster. Seine Betonkonstruktion aus vorgefertigten Stützen und Deckenelementen ist heute aufgrund der vielen nachträglichen Einbauten nur noch schwer erkennbar. Dennoch legt sie nach wie vor ein offenes und verspieltes Raumkontinuum in die hügelige Landschaft von Tramelan.

Stephan Rutishauser

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