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Eindrückliches Monument aus Beton: die Wotrubakirche in Wien

Offiziell heisst sie Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit, ihr geläufiger Name leitet sich vom Künstler ab, der sie entworfen hat: Fritz Wotruba hat zusammen mit dem Architekten Fritz G. Mayr ein beeindruckendes Bauwerk geschaffen.

Fritz Wotruba (1907 – 1975) erlangte in den 1950er- und 1960er-Jahren Berühmtheit durch seine abstrakten Menschendarstellungen mit Würfeln, Quadraten sowie verschiedenen Zylinderformen in Stein und Bronze. «Seine» Kirche im 23. Wiener Bezirk besteht aus 152 unverkleideten Betonblöcken, die zwischen 1,84 und 141 Tonnen wiegen. Die Kirche beeindruckt mich durch ihre Monumentalität, den Beton, das Glas – sowie mit den Eindrücken, welche das eindringende Licht und das Wetter des Tages hervorrufen: Im Innern des Raumes ist die Aussenwelt das prägende Element.

Umgeben vom kalten Hauch der Geschichte

Errichtet wurde die Kirche zwischen 1974 und 1976 auf dem Georgenberg. Die Lage auf dem Berg hebt ihre Bedeutung hervor. 1938 hatte Hitlers Wehrmacht hier eine Luftnachrichtentruppe-Kaserne hingeklotzt, etliche ihrer Mauerreste und Betonplatten sind noch sichtbar. Gezeichnet von der Geschichte war auch Margarethe Ottillinger, die Initiantin des Kirchenbaus: Als Konsulentin eines österreichischen Ministers wurde sie 1948 von sowjetischen Soldaten verhaftet – wegen Verdachts auf Spionage –, verbrachte sieben Jahre in sowjetischen Gefängnissen und kehrte schwerkrank zurück. Ihr Wunsch an Fritz Wotruba und Fritz G. Mayr anlässlich der Auftragsvergabe hat sich – was mein Erleben des Bauwerks betrifft – aufs Schönste erfüllt: «Diese Kirche soll den Menschen beeindrucken beim Betreten.»

«Armut muss nicht hässlich sein»

Welche Motive trieben Fritz Wotruba bei diesem Projekt an? «Etwas gestalten, das zeigt, dass Armut nicht hässlich sein muss, dass Entsagen in einer Umgebung sein kann, die trotz grösster Einfachheit schön ist und auch glücklich macht.» Tipp: Einige seiner Skulpturen sind im Skulpturengarten des Museums Belvedere 21 (21er-Haus) in Wien zu besichtigen.

Renate Leu

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