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Wettbewerbe: Wie viel Antwort darf in der Frage wohnen?

Wie man mit einem Wettbewerbsprogramm in den Wald ruft, so schallt es zurück: Werden gewisse Entscheide durch Forderungen im Programm vorweggenommen, wird der Spielraum für qualitätsvolle Lösungen kleiner.

In der Ordnung SIA 142 werden Sinn und Gestalt des Wettbewerbes so beschrieben: «Der Wettbewerb ist (…) ein Instrument, um ein optimiertes, qualitativ hochstehendes Projekt zu erhalten (…)» Oder anders gesagt: Der Wettbewerb wird dann eingesetzt, wenn für ein bauliches Problem eine qualitätvolle Lösung gesucht wird.

Eindeutige Formulierungen: eigentlich selbstverständlich, aber …

Was benötigen Wettbewerbsteilnehmer, damit sie erfolgreich nach Lösungen suchen können? In erster Linie müssen im Wettbewerbsprogramm das (bauliche) Problem und die Erwartung an die Lösungen allgemein verständlich und eindeutig formuliert sein. Wenn jedoch Antworten zur Fragestellung implizit durch Forderungen im Programm vorweggenommen werden, wird es heikel. Ich illustriere dies mit zwei Beispielen aus meiner Erfahrung als Fachjurorin.

In einem Wettbewerbsverfahren wird von den Teilnehmern eine Aussage zur maximalen baulichen Dichte einer neuen Wohnüberbauung erwartet. Die Überbauung liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem geschützten historischen Gebäude. Wird im Programm eine Grössenordnung der gewünschten Neubaufläche auch nur erwähnt, dann werden sich die Teilnehmer verständlicherweise an diese als Vorgabe verstandene Grösse halten. Die Frage, welche mit dem qualifizierten Verfahren hätte beantwortet werden sollen, bleibt dadurch leider unbeantwortet.

In einem anderen Verfahren werden Antworten zum Umgang mit den bestehenden Gebäuden auf dem Areal gesucht: Totalersatz? Teilabbruch? Erhalt? Nun gibt das Raumprogramm die Flächenanforderungen und das Nutzungsdiagramm so kompromisslos vor, dass diese in den Bestandesbauten unmöglich realisiert werden können. Die Katze beisst sich in den Schwanz: Denn die ursprüngliche Frage des Wettbewerbs ist dadurch bereits beantwortet – und das Verfahren kann schlicht keine qualitätvollen Lösungen zu diesem Problem hervorbringen.

Fazit: Saubere Programme dienen der Qualität.

Der Wettbewerb per se ist nicht der Garant dafür, dass eine qualitativ hochstehende Lösung zu einem städtebaulichen oder architektonischen Problem gefunden wird. Er führt nur dann zum Erfolg, wenn sich alle Beteiligten über die Fragestellung, zur der man Lösungen sucht, einig sind. Und wenn keine Entscheide durch Forderungen im Wettbewerbsprogramm vorweggenommen werden. Also: Bitte Augen auf bei der Genehmigung und Freigabe des Programms!

Anna Suter

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